Aus: Gelmi Josef, „Die Päpste mit dem Namen Benedikt“, Weger, Brixen 2008
Am 1. März erhielt Bischof Wilhelm Egger von Bozen-Brixen ein Fax aus dem Vatikan, dessen Inhalt fast wie das Beichtgeheimnis gehütet und erst am 6. März offiziell bekannt gegeben wurde: Papst Benedikt XVI. wird vom 28. Juli bis 11. August Urlaub in Brixen machen. Das Oberhaupt von 1, 2 Milliarden Katholiken wird im Priesterseminar wohnen und dort Erholung und Ruhe suchen. Beim sonntäglichen Angelusgebet wird der Heilige Vater am 3. und 10. August den Gläubigen der Diözese und der ganzen Welt den Segen erteilen und sie begrüßen. Schon wenige Monate nach der Wahl, am 30. September 2005, hatten Bischof Egger und Landeshauptmann Luis Durnwalder das Kirchenoberhaupt zu einem Besuch in Südtirol eingeladen. Diese Einladung wurde im Bewusstsein, dass Joseph Ratzinger als Kardinal zehnmal im Brixner Priesterseminar Urlaub gemacht hatte, in der Folgezeit immer wieder wiederholt.
Zu Beginn der letzten Februarwoche flogen der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein und Sicherheitsbeamte mit dem Hubschrauber unter anderem nach Taisten und Kloster Marienberg, um sich ein Bild vom möglichen Urlaubsland zu machen. Letztlich hat sich der Papst selbst für Brixen entschieden. Bischof Egger sagte bei der Pressekonferenz am 6. März 2008: „Wir möchten vor allem darauf schauen, dass der Papst in diesen Tagen seine Ruhe hat.“ Die allgemeinen Anliegen und heiße Eisen habe er schon beim Ad-Limina-Besuch mit dem Papst besprochen. Im Urlaub würden solche Themen bewusst ausgespart. Diese kostbare Zeit ohne dicht gedrängten Terminkalender nützt der Papst für Lektüre, Meditation, Spaziergänge und einige Ausflüge, die er im Kreis seiner Mitarbeiter festlegt. Den hohen Gast werden die Südtiroler und die zu erwartenden Gläubigen aus vielen Ländern zweimal beim Angelusgebet zu sehen bekommen. Das ist der vierte belegte Papstbesuch in Südtirol. Im Oktober 1414 reiste Johannes XXIII. von Bologna kommend über Tramin, Meran, Schlanders und Landeck zum Konzil von Konstanz. Am 8. Mai 1782 übernachtete Pius VI. auf der Rückreise von Wien nach Rom in der Brixner Hofburg. Am 17. Juli 1988 besuchte Johannes Paul II. Maria Weißenstein.
Landeshauptmann Luis Durnwalder sagte bei der Pressekonferenz am 6. März, dass bereits in den nächsten Tagen eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Diözese und des Landes für die Vorbereitungsarbeiten eingesetzt werde. Auf der Dringlichkeitsliste stehen unter anderem Umbauarbeiten am Brixner Priesterseminar, „alles aber kleinere Dinge und bestimmt in keinem Verhältnis zu dem, was dieser Besuch des Heiligen Vaters für unser Land bringen wird“. Regens Ivo Muser, der mit der Schwester Oberin, Maria Pietà Dorfmann, zu den wenigen Menschen zählt, die den Papst während seines Urlaubes in Brixen fast täglich begrüßen dürfen, schätzt, dass „zumindest für eine bestimmte Zeit auch Georg Ratzinger, der Bruder des Papstes, nach Brixen kommen wird. Auch das kann dazu beitragen, dass sich der Papst in Brixen wie daheim fühlt.“
Professor Josef Gelmi bei der Übergabe des Buches „Die Päpste mit dem Namen Benedikt“ an Papst Benedikt XVI. am 11. 6 2008 in Rom.
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