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Päpste in Brixen

Aus: Gelmi Josef, „Die Päpste mit dem Namen Benedikt“, Brixen 2008




Papst Benedikt VIII. 1020 in Brixen
Auf Einladung des Kaisers und wegen der in Süditalien ausgebrochenen Wirren reiste Papst Benedikt VIII. (1012-1024) im Jahre 1020 nach Bamberg und weihte dort die Kirche St. Stephan ein. Auf dieser Reise wurde der Papst vom Brixner Bischof Heriward (1017-1022) begleitet, der als Belohnung die Benediktinerabtei Disentis in Graubünden bekam. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass der Papst damals über Brixen nach Norden gereist ist. Diese Deutschlandreise des Papstes, bei der er auch das Grab des hl. Bonifatius in Fulda besucht hat, beeindruckte die Zeitgenossen sehr.

Bischof Poppo von Brixen (1039-1048) als Papst Damasus II. (1048)
Kaiser Heinrich III. designierte nach dem Tod Clemens´ II. den aus bayerischem Adel stammenden Bischof Poppo von Brixen (1039-1048) am 25. Dezember 1047 zum Papst, der sich Damasus II. nannte. Im Jahre 1039 hatten entweder Kaiser Konrad II. (1024-1039) oder sein Nachfolger Heinrich III. Poppo zum Bischof von Brixen ernannt. (…)
Poppo war ein treuer Diener seines Herrn und begleitete Heinrich auf seinen Reisen. Im Jahre 1046 nahm er am ersten Italienzug des Königs teil, der zur Absetzung der drei oben genannten Päpsten führte. (…)
Nur mit Hilfe des Kaisers konnte sich Damasus II. gegen den abgesetzten Papst Benedikt IX. behaupten. Als Poppo in Rom einziehen wollte, wurde er von Bonifaz von Tuscien am Betreten der Stadt gehindert. Erst als der Kaiser drohte, selbst nach Rom zu kommen und nach dem Rechten zu sehen, zog es Bonifaz vor, am 16. Juli 1048 Benedikt IX. zu vertreiben und am 17. Juli 1048 Poppo als Damaus II. zu inthronisieren. Wegen der großen Hitze begab sich Damasus II. nach Palestrina, wo er vermutlich schon am 8. August 1048 an Malaria starb. Manche Quellen sprechen allerdings auch von Gift. (…) Nach einer alten Überlieferung vermachte Damasus II. seinem Bistum Brixen eine Reliquie der hl. Agnes, die nun im Brixner Domschatz in einer silbernen Büste aus der Zeit um 1500 aufbewahrt wird. Die bemerkenswerte Arbeit ist ein Werk von Valentin Schauer und Meister Christoph. Der Entwurf stammt wahrscheinlich vom Bildschnitzer und zeitweiligen Bürgermeister von Brixen Hans Klocker. Sie zählt zu den Kostbarkeiten des Brixner Domschatzes.

Der Besuch Pius´ VI. 1782 in Brixen
(…) Pius VI. war der einzige Papst, der Brixen nachweislich einen Besuch abgestattet hat. Die eigenmächtige Reformtätigkeit Kaiser Josephs II. bewirkte, dass  Pius VI. zu einer wahren Verzweiflungstat griff und Ende Februar 1782 nach Wien reiste, um den Kaiser in seinem Reformeifer zu stoppen. Trotz mehrerer Unterredungen konnte Pius VI. aber nichts erreichen. Auf der Rückreise zog der Papst durch Tirol, wo er viermal übernachtete und zwar in Innsbruck, Brixen, Bozen und Rovereto.
Schon in Wien hatte der Papst dem Brixner Fürstbischof Joseph von Spaur versprochen, die Eisackstadt zu besuchen. Als der Papst in Innsbruck weilte, wurde die Einladung noch einmal ausgesprochen. Am 8. Mai um 8 Uhr abends traf der Papst in der Bischofsstadt ein. Alle Glocken läuteten für den hohen Gast. Das Brixnerische Zeitungsblatt berichtet: „Seine Heiligkeit fuhren ganz langsam durch die Stadt zwischen dem auf beiden Seiten gehäuften Volke und besahen aus dem Wagen das bei der Domkirche aufgestellte und mit einer Menge der Torzen und Lichtern beleuchtete Portal. Stiegen in der Residenz vor der Hofkapelle aus dem Wagen und wurden daselbst  von Sr. Hochfürstl. Gnaden bei der Kapelltüre in Pluviali, und von dem hw. Domkapitel in schwarzem Talar und Mänteln empfangen und in die Kapelle begleitet.“ Es wurde dann ein feierliches Te Deum gesungen. Anschließend begleiteten Adel und Hofstaat den Papst  in die Kaiserzimmer, „woselbst die in dem Vorzimmer befindlichen Damen gleich den Handkuß erstatten konnten“.
Der Papst speiste wie gewöhnlich allein. (…) Das Gefolge des Papstes war für die damalige Zeit eher klein. Neben den beiden Bischöfen Marcuci und Contessini wurde er vom Hausprälaten Nardini, dem Kreuzträger Spagna, dem Ceremoniarius und Chronisten Giuseppe Dini, dem Leibarzt Rossi, dem Beichtvater Conzetti, dem Reisedirektor Nell, zwei Kammerdienern, zwei Stubenkehrern, sechs Leiblakeien, zwei Kutschern, vier Postillions, einem Koch und einem Kredenzier begleitet. Am nächsten Tag, dem 9. Mai, war  Christi Himmelfahrt.  Der Papst las unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine stille Messe im Dom. „Alle Eingänge zur Kirche blieben verschlossen, das Hauptkirchentor aber bewachet, um das gemeine Volk nicht einzulassen, wodurch Gedränge entstehen konnte.“ Um 9 Uhr zog der Papst offiziell von der Hofburg unter Glockengeläute und Geschützdonner zum Dom. Vier Kanoniker trugen den Baldachin, unter dem Pius VI. schritt. Im Dom fand dann ein feierlicher Gottesdienst statt. Der Chor sang „Ecce sacerdos magnus“. Kniend reichten die Kammerherren Leopold Graf von Spaur und Franz Freiherr von Taxis wiederholt Wasser zum Händewaschen. Anschließend nahm der Papst noch an der Messe seines Beichtvaters teil, die dieser am Hochaltar feierte. „Nach der Endigung derselben erfolgte der Austritt aus der Domkirche. Ober dem Haupttor derselben war ein mit rotem Tuch und Samt überzogener ansehnlicher Balkon errichtet, worüber ein Baldachin hervorging.“ Von dort aus erteilte der Heilige Vater  unter Geschützdonner den päpstlichen Segen und gewährte allen Gläubigen des Bistums einen vollkommenen Ablass. (…)
Eine Tafel von Jakob Pirchstaller an der Wand rechts vom Eingang der Hofburgkapelle erinnert heute noch an den Besuch des Papstes am 8. Mai 1782 in Brixen. Die Inschrift der Tafel lautet: „Pio VI. Pont. Max./Quod Vindobona redux incredibili omnium/ordinum laetitia aulam hanc sua praesentia/illustrarit./Sacello amplas indulgentias perpetuasque/ impertierit/Josephus Episcopus. Ac. S.R.I.princeps ex Com./ a Spaur/hoc grati animi argumentum posuit/ MDCCLXXXII octav. Idus Maii. – Papst Pius VI. beehrte auf der Rückreise von Wien unter unglaublicher Begeisterung aller Stände diese Kapelle mit seiner Gegenwart und verlieh ihr weitere Ablässe.“ (…)




Professor Josef Gelmi bei der Übergabe des Buches „Die Päpste mit dem Namen Benedikt“ an Papst Benedikt XVI. am 11. 6 2008 in Rom.